„Wir haben seit einem Jahr kaum miteinander geschlafen“, sagt er. Sie nickt mit tränenden Augen. 

„Und als Sie noch Sex hatten, war das erfüllend?“ frage ich. „Ja, es war großartig“, antwortet er. „Es war uns beiden sehr wichtig, zumindest mir.“ Sie nickt erneut. „Mir auch.“ Doch das Gefühl ist verschwunden. 

Egal wie gut der Sex war, auf lange Sicht scheinen Sexualität und eine dauerhafte Beziehung nicht miteinander vereinbar zu sein. Das Paar in meiner Praxis ist kein Einzelfall. Überrascht stellen wir fest, dass die Sexualität sich zurückzieht, ohne dass wir etwas dagegen unternehmen können. 

Dabei schätzen wir den Sex und möchten nicht auf körperliche Leidenschaft verzichten. Und wenn wir nicht mit unserem Partner intim sind, haben wir die Angst, dass es jemand anderes tut. Eine drastisch abnehmende Häufigkeit von sexuellem Kontakt löst Alarm in der Beziehung aus.

Doch die Sexualität ist nicht das eigentliche Problem. Sie kann durchaus lustvoll sein, findet jedoch nicht statt. Sexuelle Unlust lässt sich nur dann überwinden, wenn wir anerkennen, dass es beim Sex oft nicht nur um den Akt selbst geht. Vielmehr spielen Nähe, Macht, Verlustangst oder ein geringes Selbstwertgefühl eine Rolle.

Wenn wir „miteinander schlafen“, suchen wir mehr als nur den physischen Akt, das Eindringen oder den Orgasmus. Wir streben nach mehr als bloßem Körperkontakt, Ekstase und Sinnlichkeit – obwohl das bereits viel ist. Wir wollen Liebe machen. 

Der englische Ausdruck „to make love“ bringt es treffend auf den Punkt.

Es geht da